Sonntag, 11. Januar 2015

Herzlichen Glückwunsch. Jetzt gehört der Artikel Ihnen! – Vorwort


Was bleibt von einem Menschen rund fünfzig Jahre nach dessen Tod? – meist nichts.
Manchmal tauchen Spuren eines bereits Vergessenen wieder auf. In diesem Fall in der Auktion eines Online-Auktionshauses:

Der Speicherfund
Im Juli 2013 ersteigerte ich einen »Speicherfund« mit dem vielversprechenden Titel: »Kriegstagebuch, Kriegserinnerungen 1916 - 1920 maschinengeschriebenes Manuskript«.
Genaugenommen wollte ich die Unterlagen erst später bearbeiten – doch sofort fesselte mich die Geschichte und ich entschloss mich, das Manuskript ohne Verzug zu veröffentlichen.

Erst nach einigem Suchen war der Name des Verfassers herausgelesen: Otto Mehnert! Er hatte das Deckblatt seines eigenen Manuskriptes genommen, um auf dessen Rückseite einen überarbeiteten Text im Roman auszutauschen.
Doch wer war dieser Mann? Bereits die ersten Nachforschungen brachten Erstaunliches über den Autor zu Tage: er war sehr oft umgezogen – siebenmal in zwölf Jahren – kinderlos verheiratet und zudem als Buchhalter tätig.

Wurden viele Recherchen durch das Internet erleichtert bzw. erst ermöglicht, so fehlten mir die persönlichen Eindrücke – auch wollte ich Mehnerts zum Teil unglaublich zu lesende Schilderungen möglichst überprüfen.
2014 unternahm ich daraufhin drei Reisen nach Frankreich. Neben Verdun und Souilly – den ersten Stationen seiner Kriegsgefangenschaft – ging es in die Champagne, wo Mehnert nach dem Krieg zu Aufräumarbeiten eingesetzt wurde, 100km entlang seines Fluchtweges an die luxemburgische Grenze und letztlich in die Normandie, um dort seine Kriegsgefangenenakte im Archiv des »Service historique de la Défense« (SHD) einzusehen.

Meist waren keinerlei Spuren des Krieges und insbesondere von Mehnerts Kriegsgefangenschaft zu finden, doch schien die Zeit an einigen Orten stehengeblieben zu sein. Einige dieser Eindrücke habe ich für das Kapitel »Spurensuche« eingefangen, bzw. mit dem Text verlinkt.

Zeitgleich mit meiner Reise nach Caen machte das Internationale Rote Kreuz in Genf die Kriegsgefangenenakten des Ersten Weltkrieges online recherchierbar. Meine Nachforschungen konnten abgeschlossen und dieses Buch fertiggestellt werden – es enthält neben Mehnerts Erinnerungen, das Ergebnis meiner Recherchen.

Den Zweck der Veröffentlichung hatte Otto Mehnert bereits bei Beginn seiner Aufzeichnungen 1919 festgelegt. Es ging ihm um Humanität im Umgang der Völker miteinander – ein Thema mit unverändert hoher Aktualität.




Sven Janke

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